Jee Hyae-rim, 31, ein Büroangestellter in Seoul, beendet seine Arbeit um 17:30 Uhr. Es ist in Korea aber üblich, Anrufe und Messages seines Bosses oder seiner Kollegen bis etwa 19:00 Uhr zu erhalten, manchmal sogar bis 20:00 Uhr.
"Ich habe ihnen mehrmals gesagt, mir nur in dringenden Fällen eine E-Mail zu schicken. Aber sie rufen mich weiter an. Es ist zwar störend, aber dennoch überprüfe ich zu Hause die E-Mails und antwortete auf Messages. Die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben ist verwischt," sagte Jee der KoreaTimes am Dienstag.
Kim Hyung-Chan, 28, ein anderer Büroangestellter in Seoul, sagte, dass das Arbeiten von zu Hause während der Pandemie die Unterscheidung zwischen der Arbeitszeit und dem Privatleben unmöglich gemacht hat. Kim sagt, dass die arbeitsbezogene Kommunikation seine Auszeit stört.
Am Montag wurde ein Bericht veröffentlicht, der besagt, dass diese Art von arbeitsbezogener Kommunikation außerhalb der Bürozeiten in Korea sehr häufig ist. Betroffen seien ein Drittel aller Arbeiter, die mindestens einmal pro Woche außerhalb der Arbeitszeit von ihren Bossen kontaktiert wurden.
Im Bericht, der am Montag veröffentlicht wurde, kam eine Erhebung bei 500 Mitarbeitern aus der Provinz Gyeonggi zur Sprache, die vom 23. November bis 2. Dezember durchgeführt wurde. Dabei sagten 34,2 Prozent der Befragten, dass ihr Boss mindestens einmal pro Woche außerhalb der Arbeitszeit mit ihnen kommuniziert.
Etwa 76 Prozent von ihnen sagten, dass sie durch mobile Messengers in Kontakt gebracht wurden. 69,2 Prozent kommunizieren mit Kakaotalk, 60 Prozent mittels SMS und 38,6 Prozent per E-Mail.
Beim Erhalt solcher Nachrichten sagten 90 Prozent, dass sie die angeforderten Aufgaben zu Hause absolvierten, bevor die Arbeit am nächsten Tag begann, und 40,6 Prozent behandelten die Arbeit, auch wenn sie nicht dringend war.
In Korea gewinnt das "Recht auf Abgrenzung" an Schwung. Es ist auch seit Jahren in einigen anderen Ländern ein Thema.
Seit 2017 haben die Arbeitsgesetze in Ländern, darunter Frankreich, Italien, Slowakei, den Philippinen und Portugal, die arbeitsbezogene Kommunikation außerhalb der Arbeitszeiten verboten. Im Januar dieses Jahres führten die Politiker der Europäischen Union eine legislative Initiative zur Entwicklung eines Gewerkschaftsmandats in der Frage.
Einige lokale Regierungen haben ähnliche Vorschriften für Beamte, darunter Gwangmyeong der Provinz Gyeonggi und des Distrikts Seocho in Seoul. Mehrere Vorstöße zur Begrenzung der arbeitsbezogenen Kommunikation außerhalb der Arbeitszeiten wurden seit 2016 an der nationalen Versammlung vorgetragen, wurden jedoch verworfen oder sind noch hängig.
"Das Recht auf Abgrenzung muss allmählich ins Arbeitsgesetz eingebettet werden, um das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben in der digitalen Ära zu verbessern", sagte Choi Hoon, ein Forscher des GRI.
Dieser Artikel erschien zuerst auf KoreaTimes.
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